Wie kam es zur Grünen Mühle?
Monika Diefenbach: Schon als Kind ging ich liebend gerne mit meiner Oma in der Natur Kräuter und Wildfrüchte sammeln. Neben unserem hauseigenen Kräutertee machten wir auch immer Ringelblumensalbe und Johanniskraut-Öl. Es war für mich sehr faszinierend zu beobachten wie die Blüten des Johanniskraut das Öl, in dem sie eingelegt waren, Tag für Tag stärker rot färbte.
Noch vor dem Studium lernte ich Jens Pößnecker kennen. Wir studierten gemeinsam Agrarwissenschaften in Witzenhausen. Während des Studiums vertiefte ich mich mehr und mehr in das Gebiet der Botanik und war von historischer und aktueller Literatur zum Thema Phytotherapie sehr begeistert. Mit der Zeit begann ich eigene Tinkturen, Salben und Pasten aus Pflanzen herzustellen. Jens und ich träumten davon, selbstständig zu arbeiten und mit dem, was die Natur bereitstellt etwas Sinnstiftendes herzustellen.
1986 zogen Jens Pößnecker und ich auf die Mühle bei St. Goarshausen. Hier war viel Platz, auch für Grünflächen und Pflanzenanbau.
Wir entwickelten den Plan, Heilpflanzen Kurse und Seminare anzubieten, in denen unsere Kunden lernen konnten, sich ihre eigenen Körperpflege Produkte gesund und umweltfreundlich selbst zu machen. Die Teilnehmerinnen der Seminare waren von dem, was sie während der Kurse herstellten begeistert, wünschten sich jedoch Produkte der gleichen Qualität auch kaufen zu können, da zu Hause meist die Zeit zum Selbstproduzieren fehle.
Hieraus entstand die Idee von Grüne Mühle Naturkosmetik!
Durch unsere Qualifikation, die Praxis-Erfahrung und unsere naturnahen Flächen waren wir bestens vorbereitet. Nach vielen Behördengängen und Recherchen machten sich Jens Pößnecker und ich an den Aus- und Umbau eines Raumes, der den behördlich vorgegebenen Maßgaben für eine gewerbliche Produktion im Bereich Kosmetik entsprach. Im Jahr 1987 meldeten wir das Gewerbe im Gewerbeamt St. Goarshausen an.
Die Grüne Mühle Naturkosmetik war geboren !!!
Mit welchen Produkten sind Sie gestartet?
Monika Diefenbach: Zu Beginn hatten wir für jeden Hauttyp eine Tages- und Nachtcreme, sowie eine Reinigungsmilch und ein Gesichtswasser, eine Augencreme für alle Hauttypen, eine Handcreme, eine Körperlotion, ein Duschbad, 4 verschiedene Shampoos und 2 verschiedene Badeöl – insgesamt so um die 20 Produkte.
Und schon damals gab es unsere Ringelblumen Salbe und unseren Pickel-Blitz – an diesen beiden Rezepturen hat sich bis heute nichts geändert, denn etwas wirklich Gutes kann man nicht mehr besser machen!
Wie haben Sie Ihre Kunden gefunden in Zeiten ohne Internet?
Monika Diefenbach: In den ersten Jahren haben wir unsere Kund/innen auf den damals sehr begehrten Kunsthandwerker- und Bauernmärkten, vorwiegend im Hunsrück, getroffen. Viele begeisterte Menschen haben uns durch Mund zu Mund Propaganda erreicht. Wir veranstalteten regelmäßig Abende, wo die Besucher/innen unsere Produkte in gemütlicher Atmosphäre ausprobieren konnten. Erst kam die Gesichtsreinigung, dann ein Kräuter Dampfbad, eine Gesichtsmaske aus Quark und anschließend die entsprechende Pflegecreme hinzu. Während dieser „ Verwöhnstunden“ wurden häufig Wünsche und Vorschläge geäußert, die uns bestärkt haben, neue Produkte zu entwickeln und in unser Programm aufzunehmen.
Mit Erscheinen unserer ersten Website Ende der 90ger wuchs unser Kundenstamm allmählich ... aber auch Anzeigen, informative Presseartikel und SWR-Fernsehbeiträge konnten viele Menschen aus der Umgebung von unserer Naturkosmetik-Produktion auf der Grünen Mühle überzeugen.
Seit 2 Jahren haben wir einen neuen, professionellen und liebevoll gestalteten Internetauftritt. Dies hat sich ganz deutlich positiv auf unsere Bekanntheit bemerkbar gemacht.
Welche Hürden mussten Sie nehmen?
Monika Diefenbach: Anfangs war es sehr zeitaufwendig sich durch den Gesetzes- und Vorschriften ‘Wust‘ zu schlagen.
In den 90gern wurde das Lebensmittel- und Bedarfsgegenstände Gesetz, das bis dahin den Bereich Kosmetikherstellung mit abdeckte, durch die EU-Kosmetikverordnung ergänzt. Dies verlangte ein ungeheures Mehr an Dokumentationsaufwand, hatte Gutachtenerstellung und Produktanmeldungen zur Folge. Wir gingen es damals ehrgeizig an und heute gehört das zum normalen Tagesgeschäft.
Die größte Hürde jedoch war die Tatsache, dass wir unserer Zeit (zu sehr) voraus waren. Sehr oft hörten wir an unserem Marktstand die Frage: Naturkosmetik? Wozu oder wer braucht denn das? Viele Kund/innen waren noch unaufmerksam für die vielen Zusatz- und synthetischen Inhaltsstoffe in der damals handelsüblichen Kosmetik, die aus unserer Sicht nicht vertretbar waren. Wir wollten wenige, aber hochwertige, natürliche Rohstoffe einsetzen. Der Zeitgeist hat sich nur langsam deutlich gewandelt. Inzwischen wird großen Wert auf die Umwelt, regionale und sozialverträgliche Produktion gelegt.
Wie hat sich Ihr Sortiment entwickelt bis heute?
Monika Diefenbach: Wer tritt schon immer gerne auf der Stelle!
Das Pflanzenreich ist riesig und so haben uns immer wieder Pflanzen und ihre Inhaltsstoffe dazu animiert, neue Produkte und Serien zu entwickeln.
Zur Zeit umfasst unser Sortiment ca. 70 Naturkosmetika, dazu Aromaöle und Tees. Kürzlich konnten wir unser Programm durch eine Arganöl-Kosmetikserie, 2 Deos, die Körperbutter, Parfümcreme und das Feste Shampoo (Waschstück) erweitern.
Wären die Anforderungen an Gutachten und das Prozedere der Anmeldung von Produkten weniger aufwendig und kostspielig, würden wir gerne noch häufiger mit neuen Kreationen aufwarten.
Wir sind mit der Größe unseres Sortiments zufrieden und auch davon überzeugt, dass für alle Bedürfnisse und Vorlieben etwas darunter zu finden ist. Von Kopf bis Fuß können Sie sich mit Grüne Mühle Produkten reinigen, pflegen und entspannen (auch für Ihre Tiere haben wir Pflegeprodukte).
Sie sind bis heute ein kleiner überschaubarer Betrieb mit hauptberuflich 2 Personen und betreuen alles von der Herstellung bis zum Verkauf, wie managen Sie das?
Monika Diefenbach: Alle Schritte der Entwicklung, Herstellung und Vermarktung – von der Rohstoffbeschaffung, dem Anbau von Pflanzen, der eigentlichen Produktion des Kosmetikums, des Marketings, der Auftragsverwaltung bis zum Verpacken und Versenden – sind eine sehr vielseitige Arbeit und zutiefst befriedigend. Sicher, es gibt oft viel zu tun, doch weil wir das, was wir tun lieben, fällt es uns nicht schwer.
Seit nun schon fast 2 Jahren arbeitet Petra Dübbers in Teilzeit bei uns, sie ist Dipl. Designerin, kümmert sich hauptsächlich um das Erscheinungsbild der Grünen Mühle und erledigt vielfältige Verwaltungsarbeit. Sie ist ein ein absoluter Glücksfall, sie begeistert sich für unsere Kosmetik und wir sind froh, mit ihr zusammenzuarbeiten.
Was sind die Vorteile Ihres, bis heute, kleinen Unternehmens?
Monika Diefenbach: Da in unserem Unternehmen alle (fast alles) können, sind wir sehr flexibel. In unserer kleinen Belegschaft finden wir schnell einen Konsens. Das spart Zeit und Nerven. Es gibt keinen großen, teuren Verwaltungsapparat, und für Werbung investieren wir in Maßen, so dass wir unsere hochwertigen Produkte vergleichsweise günstig anbieten können.
Wir freuen uns, dass wir nun schon Kunden in der vierten Generation bedienen (ein Erfolg von 35 Jahren bewährter Qualität), und diese über die lange Zeit durch unsere Kosmetik sogar persönlich kennen lernen durften. Und falls eine Beratung gewünscht wird, sind wir gerne persönlich, telefonisch oder per E-Mail ansprechbar (natürlich zu den üblichen Öffnungszeiten).
Was macht die Grüne Mühle Naturkosmetik unverwechselbar?
Monika Diefenbach: Entwicklung, Herstellung, Verkauf aus einer Hand – mit unseren eigenen Rezepturen, eigener Herstellung, mit natürlichen Rohstoffen überwiegend aus biol. Anbau, Kräutern erntefrisch aus dem eigenem Garten, unseren lang erprobten Produktserien: Sanddorn / AloeVera / Nigella / Teebaumöl / Rose, hoher Wirksamkeit, guter Verträglichkeit, ökologisch und sozial vertretbarer Herstellung, dem regionalen Produktionsstandort und natürlich der persönlichen Erreichbarkeit.
Die Nähe zum Prozess, die Kenntnisse über Inhaltsstoffe und der Respekt gegenüber allem Leben, schaffen Vertrauen – das spüren auch unsere Kunden.